Die Pianistin, Klavierpädagogin und Komponistin Marie Unschuld von Melasfeld wurde am 17. Mai 1871 in Olmütz (heute Olomouc, Tschechien) geboren. Sie war die Tochter des Feldmarschall-Leutnants Wenzel Ritter. Sie lebte ab 1876 in St. Pölten und ab 1880 in Krems. Bereits im Alter von fünf Jahren begann sie, unter Anleitung einer Tante mütterlicherseits, Klavierunterricht zu nehmen. 1883/84 erhielt sie privaten Violinunterricht und besuchte von 1884 bis 1887 die Musikschule von W. Heybal.
Von 1887 bis 1890 studierte sie am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, wo sie bei Josef Dachs Klavier und bei Heinrich Grädener Harmonielehre lernte. Zudem nahm sie privat Violinunterricht bei Joseph Dont und Josef Maxincsak. 1891 legte sie erfolgreich ihre Staatsprüfung für Klavier und Violine ab. Danach setzte sie ihre musikalische Ausbildung fort, indem sie Klavier bei Bernhard Stavenhagen in Weimar und bei Theodor Leschetizky in Wien studierte sowie Kompositionsunterricht bei Heinrich Grädener nahm.
Als Klaviervirtuosin machte sie sich schnell einen Namen und trat erfolgreich in ganz Europa auf. Bis 1903 gab sie in Wien Klavierunterricht für Fortgeschrittene. Im darauffolgenden Jahr wanderte sie in die USA aus, wo sie 1904 die University of Music and Dramatic Art in Washington D.C. gründete. 1907 heiratete sie Henry Lazard, und 1908 kam ihre gemeinsame Tochter Madeline zur Welt, die ebenfalls von ihr unterrichtet wurde. Ab 1919 ging sie mit Madeline auf Konzerttourneen durch die USA und Europa. Zudem war sie weiterhin eine gefragte Klavierpädagogin, erfolgreiche Solistin und engagierte Kammermusikerin. Marie Unschuld von Melasfeld verstarb am 8. Oktober 1965 in Wheaton (Maryland, USA).
Bio-Text nach ÖML: Unschuld von Melasfeld, Marie (verh. Lazard), (Christian Fastl 2021), abgerufen am 29.8.2024 [https://musiklexikon.ac.at/0xc1aa5576_0x00127894]
- Auszeichnungen
1890 Gesellschaft der Musikfreunde in Wien: 1. Preis u. silberne Gesellschaftsmedaille
- Ausbildung
1883–1884 Privatunterricht: Violine
1884–1887 Musikschule von W. Heybal: Violine (?)
1887–1890 Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien: Klavier (Josef Dachs), Harmonielehre (Heinrich Grädener)
Privatunterricht, Wien: Violine (Joseph Dont, Josef Maxincsak), Klavier (Theodor Leschetizky), Komposition (Heinrich Grädener)
Privatunterricht, Weimar: Klavier (Bernhard Stavenhagen)- Pressestimmen (Auswahl)
19. April 1902
"Es gibt Konzerte, die man in einem besonderen Ehrenbuche verewigen sollte, solche, die von Anfang bis zum Schlusse nicht einen Hauch von Mißstimmung in uns aufkommen lassen, Konzerte in denen das Publikum in freudiger Spannung jeder einzelne Nummer des Programms mit dem wärmsten Interesse verfolgt und sich willig dem Zauber gefangen gibt, den ausgezeichnete musikalische Leistungen immer ausüben. Zu diesen gehört eine der bedeutensten Veranstaltungen der letzten Zeit, die Klaviervorträge des Fräulein von Unschuld"
Znaimer Wochenblatt LIII. Jg./Nr. 31: Konzert Unschuld, S. 7, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/19. April 1896
"Einen erlesenen Genuss, wie er uns selten im Concertsaale zu Theil wird, verschaffte uns am 10. April die von einer erfolgreichen Concertreise heimgekehrte Pianistin Frl. Marie von Unschuld, welche sich des Besitzes außerordent licher Begabung für die musikalische Laufbahn erfreut. Eine ungemein poesievolle, künstlerische Erscheinung ist es, welche schon die Aufmerksam keit weiterer Kreise auf sich gezogen und glänzende Erfolge errungen hat. Einen solchen hat die anmuthige Virtuosin nun neuerdings zu verzeichnen. [...] Unerwähnt kann nicht bleiben, daß Frl. v. Unschuld alles frei aus dem Gedächtnisse spielte! Dies trägt gewiß auch dazu bei, daß man sich in ihren herrlichen Klaviervorträgen nicht einem Virtuosen, sondern den lebendigen Kunstwerken gegenüber befindet. Hut ab, meine Herren, ein gottbegnadetes Genie!
Wenn jemand, so verdient es Frl. Marie Unschuld von Melasfeld, berühmt zu werden."
Kremser Volksblatt 27 Jg./Nr. 16: Concert Marie von Unschuld (W. Hebald), S. 2-5, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/April 1894
"Die geniale Pianistin Fräulein Marie Unschuld von Melasfeld erregte mit dem vollendeten Vortrag eines Intermezzo von Brahms und der XI. Rhapsodie von Liszt wahre Beifallsstürme."
Österreichische Musik- und Theaterzeitung VI Jg./Nr. 13-14: Das Kühle-Concert im Saal Bösendorfer am 18. April 1894 (Anton Bachmaier), S. 14, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/5. Januar 1894
"Das Concert des Herrn Th. Kretschmann am 13. November 1893 gibt uns die erfreuliche Veranlassung, den ungewöhnlichen, ja fast sensationellen Erfolg zu constatiren, welchen die Künstlerin Frl. Marie v. Unschuld durch ihre ausgezeichneten Clavierleistungen an jenem Concertabende errungen hat. Sowohl nach der technischen als auch nach der rein künstlerischen Seite hin war das Spiel der unablässig nach vorwärts strebenden Künstlerin mustergiltig, geradezu bewunderungswürdig die Kraft und Ausdauer von der ersten bis zur letzten Nummer des ziemlich ausgedehnten Programmes, reizend das wohlgeschulte, zarte Pianissimo in Brahm's Intermezzo und in dem die Seele zu süßer Andacht erhebenden, unvergleichlich schönem Gesänge von Schumanns „Träumerei." Fascinirend war der feine Geschmack bei der Wiedergabe der beschwingenden Rythmen in Weber'S immer gern gehörter „Aufforderung zum Tanz". Als die hervorragendste Leistung des Abends aber erschien uns die geistige Vertiefung des Stoffes in den „symphonischen Etüden" und die klare, fein aus geführte Detailzeichnung, durch welche dieses herrliche Werk Schumann's dem Zuhörer in allen seinen Theilen zum leichten Verständniß gebracht und dessen Interesse bis zum Schlusse rege erhalten wurde. Daß das pietätsvolle, kunstsinnige Publikum nicht mit seinem Beifalle geizte, bedarfnach dem Gesagten kaum noch einer Erwähnung; derselbe war einmüthig und fand in wiederholten Hervorrufen stürmischen Ausdruck."
Mährisches Tagblatt 15. Jg./Nr.4: Musikvereins-Conzert, S. [7-8], online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/23. Februar 1892
"Dienstag den 1. März um sieben Uhr Abends findet im Rudolphinum das zweite Concert für die Mitglieder des Kammermusikvereines unter Mitwirkung der Pianistin Frl. Marie Unschuld von Melasfeld, welche vor Kurzem in einem Concerte in Wien mit großem Beifall auftrat, und des Hofopernsängers Herrn Joseph Ritter aus Wien statt. Zur Aufführung gelangen das Trio in D-moll Op. 49 von Mendelssohn-Bartholdy, Claviervorträge (Variationen in B-Dor von Schubert, Etüde von Henselt, Concert walzer von Wieniawski) und Gesangsvorträge (Arie aus der Oper „Hans Heiling" von Marschner, Balladen: „Die Uhr" und „Prinz Eugen" von Löwe und „Der Hidalgo" von Schumann)."
Prager Tagblatt Nr. 54: Kammermusik, S. 9, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/- Literatur
1987 Cohen, Aaron I.: UNSCHULD, Marie von. In: International encyclopedia of women composers. New York, NY [u.a.]: Books & Music, 2. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/rme/stable/525541
2001 Marx, Eva: ???. In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Salzburg u. a.: Residenz, S. ???–???.- Quellen/Links
Oesterreichisches Musiklexikon online - Christian Fastl (2021): Unschuld von Melasfeld, Marie (verh. Lazard)
RegioWikiAT: Marie Unschuld von Melasfeld
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 30. 8. 2024): Biografie Marie Unschuld von Melasfeld. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/210593 (Abrufdatum: 26. 11. 2024).